Irish Terrier aus der Dinkelaue
Irish Terrier aus der Dinkelaue

Terrier:

Draufgänger und

Partner

Nur Fachleute finden sich bei den Terriern durch: Über 15 anerkannte Rassen sind in dieser Gruppe zusammengefasst. Ob groß oder klein, ob Airedale- oder Bedlington-Terrier, allen gemeinsam ist der lange, schmale Schädel, Mut und Anhänlichkeit. Der oben abgebildete Irische Terrier ist mittelgroß; in Deutschland ist er recht selten. 

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Terrier müssen gut erzogen sein, sonst geht außerhalb des Hauses ihre Passion, die Jagdleidenschaft, mit ihnen durch.

 

Nur einen Augenblick lang hatte ich nicht aufgepaßt, und schon war unsere Irish Terrier-Hündin losgestürmt. Wie der Blitz war sie bei einer Boxer-Hündin, die sie seit einer BeiBerei in frühen Hundekindertagen nicht leiden kann. Ohne zu zögern nahm sie es mit dem viel schwereren Boxer auf und hatte ın dieser Keilerei dank ihrer Wendigkeit nahezu schon Oberhand gewonnen, als die besorgten Besitzer die Kampfhähne auseinander brachten. Schneid und Wagemut, die Irische Terrier so leicht vor nichts zurückschrekken lassen, haben ihnen in ihrer Heimat die Bezeichnung „The Dare Devils“ eingetragen. Fast lassen sich Irische Terrier durch die Beschreibung der charakterlichen Eigenschaften besser kennzeichnen als durch ihr Äußeres. Das Ausmaß von Unerschrockenheit und Wagemut verblüfft immer wieder. 

Für einen so quicklebendigen, temperamentvollen Hund sind aber auch Hingebung und Zuneigung zu seinem Besitzer und der ganzen Familie sehr ungewöhnlich. Hiervon sind auch Kinder, 

selbst Kleinkinder, nicht ausgenommen. Seine Verspieltheit, der er nicht nur in jungen Jahren mit großer Wendigkeit Ausdruck verleiht, wird jeden Hundefreund begeistern. Anhänglichkeit und Mut machen ihn so zu einem vorzüglichen Begleithund auch für Kinder und lassen ihn für das Haus sehr geeignet erscheinen. Für die Haltung im Haus ist im übrigen auch seine nur mittlere Größe vorteilhaft. 

Unerschrockenheit und die allen Terriern eigene Beharrlichkeit bedingen allerdings zugleich, daß sich die Erzie-

 

 

Mancher „Damenhund” entpuppt sich plötzlich als ein mutiger Jäger 

 

 

hung eines Irischen Terriers nur jemand zumuten sollte, der Konsequenz und ein wenig Festigkeit aufbringen kann. Denn Gehorsam ist nach meiner Erfahrung notwendig, weil außerhalb des Hauses mit dem Irischen Terrier doch sehr leicht seine alte berufliche Passion durchgeht. 

Alle Terrier sind nämlich ursprünglich einmal für die Verwendung bei der Jagd gezüchtet worden, und manchen von ihnen sitzt die Jagdleidenschaft auch heute noch tief im Blut, obwohl jetzt nur noch wenige Terrier als Jagdgefährten des Menschen eingesetzt werden. 

Auch für Hundefreunde ist es schwer, die große Fülle der verschiedenen Terrierrassen zu überschauen und jede Rasse sofort richtig anzusprechen. Dabei unterscheiden sich die Terrierrassen zum Teil in ihrem Äußeren ganz erheblich voneinander, und einige von ihnen scheinen für die Jagd nicht gerade sehr geeignet zu sein. Hierbei kann aber die äußere Erscheinung durchaus trügen. Denn mancher Terrier, der heute ein sorgloses Leben als Familienhund führt und der wie ein „Damenhund“ aussieht, würde, verlangte man das von ihm, einen schneidigen Jagdhund abgeben. 

Die Wissenschaftler sind sich trotz immer wiederkehrender Einwände heute darüber einig, daß alle unsere verschiedenen Haushundrassen, es gibt über dreihundert, vom Wolf abstammen. 

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Anhänglichkeit, Mut und Verspieltheit machen den Irischen Terrier zu einem vorzüglichen Begleithund auch für Kinder.

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Zum Zeichen dafür, daß sie und der Wolf einer zoologischen Art angehören, können sie auch heute selbst bei großen Unterschieden im Körperbau fruchtbare Nachkommen miteinander zeugen. Der Mensch hat es verstanden, aus den einheitlichen Wild-Tieren, den Wölfen, durch künstliche Zuchtwahl eine so große Mannigfaltigkeit von Rassen herauszuzüchten, daß allein schon die GröBenunterschiede -man denke etwa an Pekinesen und Deutsche Doggen - ei-

 

         In Rassengruppen 

  werden Hunde mit ähnlichem 

   Körperbau zusammengefaßt

 

nen unbefangenen Betrachter in Erstaunen setzen. In dem Bestreben, die Vielgestaltigkeit der Hunderassen einem Ordnungsprinzip zu unterwerfen, verwenden Hundekenner den Begriff der Rassengruppe. 

In diesen werden jeweils solche Rassen _ zusammengefaßt, die miteinander hinsichtlich ihres Körperbaues und auch der charakterlichen Eigenschaften mehr Ähnlichkeiten besitzen als mit anderen Rassen. Wenn Hunde einer bestimmten Rasse mit Angehörigen einer anderen in 

ein und derselben Rassengruppe zusammen geführt werden, dann heißt das jedoch nicht in jedem Fall, daß diese Tiere . auch von denselben Vorfahren abstammen. Es wird vielmehr vorwiegend nach Äußerlichkeiten und nicht so sehr nach einer gemeinsamen Herkunft geordnet und gruppiert. 

Irische Terrier wurden erstmals 1873 in Dublin auf einer

Ausstellung vorgestellt.

Die Terrier bilden eine solche Rassengruppe, in der mehr als fünfzehn anerkannte Rassen zusammengefaßt sind. Die Angehörigen dieser Rassen sind teils äußerlich sehr unterschiedlich, so wie etwa Airdale-Terrier und SealyhamTerrier, andere Rassen ähneln einander wiederum sehr. Kenner vertreten die Ansicht, daß die Terrier trotz alle Verschiedenheiten auch gemeinsame Körperbaumerkmale besitzen, zum Beispiel langer und schmaler Schädel ohne Stopp, das heißt ohne Absatz zwischen Nase und Stirn, V-förmiges Kippohr und verhältnismäßig kleine Augen.

Wichtiger erscheint mir zu sein, daß sich die Terrier in charakterlicher Hinsicht so ähneln:

 Sie sind alle sehr temperamentvoll, draufgängerisch und eigenwillig.Unsere Terrierhündin zeigt das eigentlich auf jedem Spaziergang in typischer Weise. Obwohl auch außerhalb des Hauses im Prinzip recht gehorsam, fordert sie immer wieder nachdrücklich und in einer Weise, wie ich es von anderen Hunden nicht kenne, an dieser Stelle zu schnüffeln und an jener eine Duftmarkezu hinterlassen Sie läßt auch keine Gelegenheit aus, mit einem anderen Hund anzubandeln oder eine Katze auf einen Baum zu jagen. Ich muß gestehen, daß diese Eigenwilligkeit jeden Spaziergang

mit einer nicht immer als angenehm empfundenen Spannung erfüllt.

 

War die Jagd die eigentliche und ursprüngliche Aufgabe der Terrier im allgemeinen, so war der Einsatz unter Tage im Dachsund Fuchsbau die Spezialität der Terrier. 

Hierfür waren aus naheliegenden Gründen insbesondere kurzbeinige Rassen geeignet. Der Verwendungszweck für die Jagd in Erdbauten erforderte außerdem psychische Eigenschaften wie Mut, eine gewisse Selbständigkeit und eben besonders Temperament. Ein typisches Beispiel für einen körperlich und charakterlich so gearteten Hund ist der Schottische Terrier, den man -seine Freunde werden das nicht gerne hören - wegen seiner kurzen Beine und dem normal großen Kopf und Körper als

 

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Alle Terrier sind ursprünglich einmal für die Verwendung bei der Jagt gezüchtet worden; das sitzt im Blut.

Zum Glück für flüchtende Katzen können Terrier nicht auch noch klettern.

einen disproportionierten Zwerg bezeichnen muß. 

Für die Jagd wurden nicht nur die kurzbeinigen Terrier gezüchtet, sondern auch die mit normal langen Beinen. 

Die Terrier waren Hofund Haushunde der irischen Bauern 

Hierher gehören der Welsh-Terrier, die Foxterrier, der Deutsche Jagdterrier und auch unser Irischer Terrier mit seinen Vorläufern. Irische Terrier repräsentieren eine der ältesten Terrierrassen. Sicher haben sie sich in ihrer Heimat wegen ihrer vielseitigen Verwendbarkeit - auch bei der Jagd - über eine lange Zeit und lange bevor sie als eine definierte und anerkannte Rasse bekannt wurden, einer großen Beliebtheit erfreut. 

Sie waren die vielfach nützlichen Hausund Hofhunde bescheidener irischer Bauern. Sie schützten das Anwesen vor Dieben, jagten Ratten und waren dabei auch Jagdgehilfen. Allerdings un

terschieden sie sich von den heutigen Tieren noch erheblich. 

Sie waren kleiner, insbesondere Kopf und Hals wirkten weniger elegant; nur im Fell entsprachen sie dem, was auch in der heutigen Zucht angestrebt wird. 

Irische Terrier wurden erstmals in den Jahren nach 1870 auf Ausstellungen in Dublin und etwas später auch in England gezeigt. 1879 wurde auf die Initiative von Züchtern in Belfast der Irish Terrier Club gegründet und in einem Standard „The True Irısh Terrier“ festgelegt, wie er auszusehen hat. 

Die Beliebtheit der Irish Terrier stieg in ihrer Heimat bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts. Danach ging ihre Popularität vorübergehend zurück. Bei uns gehören Irische Terrier auch heute noch zu den Hunden, die man selten zu sehen bekommt. Hundefreunde allerdings können diese unverwechselbaren Tiere nicht übersehen. 

Sie sollen von ihrer Gesamterscheinung her den Eindruck eines eleganten, schnellen und wendigen Hundes machen. Die Körperhöhe von 45 Zentimetern

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wird heute meist um einige Zentimeter überschritten. Sowohl zum Charakter als auch zur Eleganz des Äußeren passen der langgestreckte Kopf mit dem kräftigen Fang, die langen, geraden und „trockenen“ Beine. Der Rücken ist lang und ebenfalls gerade, die kleinen V-förmigen Ohren kippen gegen die Spitze zu nach vorne um. Die lang kupierte Rute wird in der Regel hoch, aber nicht über den Rücken geschlagen getragen. Wichtig und kennzeichnend ist auch die Behaarung, die hart und drahtig, jedoch nicht wellig sein soll. Die Fellfarbe ist einheitlich rot, goldrot oder rot-weizen farbig. Abzeichen mit Ausnahme eines kleinen Fleckes auf der Brust sind nicht erlaubt. Die Beschaffenheit seines Felles macht den Irish Terrier zu einem recht pflegeleichten Hund; zweibis dreimal im Jahr zum

Trimmen, das im übrigen von jedem Hundebesitzer auch selbst erlernt werden kann, und dazu ein kurzes tägliches Kämmen und Bürsten sind alles, was man tun muß.

Auch hinsichtlich der Ernährung halte ıch den Irish Terrier für einen problemlosen Hund. Die Möglichkeit, heute im wesentlichen die Ernährung auf Fertigfutter, das alle notwendigen Nahrungsbestandteile und Substanzen enthält, abzustellen, erleichtert die sachgerechte Pflege eines Hundes sehr. Anspruchsvoll ist der Irische Terrier nur, wenn es um die Bewegung geht. Da lebt er nach dem Motto: „Je mehr, desto besser“. Und man muß es ihm schon ermöglichen können, auch täglich frei von der Leine zu laufen. Daran hat im übrigen nicht nur der Hund, sondern auch der

Besitzer große Freude. Denn nur im freien Gelände kann man erkennen, daß Irische Terrier sich mit beinahe windhundartiger Geschwindigkeit bewegen können.

Hierfür muß freilich die richtige Umgebung zur Verfügung stehen, auf dem nach Möglichkeit kein Wild den Hund vom Pfad der Tugend ablenkt. Mit welcher Geschwindigkeit sich sonst Unliebsames ereignen kann, ist daran ablesbar, daß unsere Hündin es bereits dreimal geschafft hat, sich einen unserer Wellensittiche mit einem Sprung aus dem Fluge zu schnappen. Daß es sich hierbei immer um denselben Wellensittich gehandelt hat und ihm dabei nie etwas passierte, spricht weniger für den Vogel als vielmehr für den Hund.

 

                    Harald Schliemann

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